
Chinas Wirtschaft mit starkem Wachstum im ersten Quartal - Ausblick düster

Die chinesische Wirtschaft hat sich im ersten Quartal gut entwickelt. Mit 5,4 Prozent Wachstum übertraf sie die Erwartungen, was jedoch zu einem großen Teil an vorgezogenen Exporten in Erwartung von US-Zöllen liegen dürfte. Der Ausblick ist nicht rosig: "Die Einführung hoher Zölle durch die USA übt einen gewissen Druck auf den Außenhandel und die Wirtschaft aus", räumte Sheng Laiyun von der Nationalen Statistikbehörde am Mittwoch ein.
Nach vorläufigen Schätzungen lag das Bruttoinlandsprodukt in den ersten drei Monaten des Jahres bei 31,9 Milliarden Yuan (rund 3,8 Milliarden Euro). Im vorherigen Quartal hatte das Wachstum 5,1 Prozent betragen. Für das Gesamtjahr strebt Peking weiterhin eine Wachstumsrate von fünf Prozent an. Wie die Statistikbehörde weiter mitteilte, stieg die Industrieproduktion im ersten Quartal um 6,5 Prozent. Die Einzelhandelsumsätze - ein wichtiger Indikator für die Verbrauchernachfrage - stiegen demnach im Jahresvergleich ebenfalls um 4,6 Prozent.
Die Statistiker warnten jedoch vor einem "komplexeren und schwierigeren" wirtschaftlichen Umfeld. Die Grundlage für nachhaltige wirtschaftliche Erholung und Wachstum müsse noch gefestigt werden. Dafür sei eine "proaktivere und effektivere Makropolitik" erforderlich. Sheng gab sich zuversichtlich, dass sich "an der allgemeinen Tendenz der chinesischen Wirtschaft nichts ändert". Langfristig erwarte er weitere Verbesserungen.
US-Präsident Donald Trump hat in den vergangenen Wochen hohe Zölle auf Importe anderer Länder erhoben. Besonders hart geht er gegen China vor, das er als Hauptgegner in der Handelspolitik ansieht. Peking reagierte mit Gegenzöllen. Die US-Zölle auf chinesische Einfuhren summieren sich inzwischen auf 145 Prozent, auch wenn die US-Regierung den Satz für die wichtigen Importe an elektronischen Geräten später auf 20 Prozent reduzierte.
Am Montag veröffentlichte Daten hatten einen überraschend starken Anstieg der chinesischen Exporte im März gezeigt, was ein Grund für das solide Wachstum im ersten Quartal ist. Die Ausfuhren legten demnach im Vergleich zum Vorjahresmonat um 12,4 Prozent zu. Analysten begründeten dies mit vermehrten Bestellungen, um die für Anfang April angekündigten US-Zölle zu vermeiden.
Diese massiven US-Aufschläge könnten den wirtschaftlichen Aufwind nun rasch wieder beenden. "Die durch den Handelskrieg verursachten Schäden werden sich bereits im nächsten Monat in den makroökonomischen Daten zeigen", prognostiziert Zhiwei Zhang, Ökonom bei Pinpoint Asset Management. Für Steve Innes, Analyst bei SPI Asset Management, erwecken die Wachstumszahlen "die Illusion eines Erfolgs". In den USA hätten sich lediglich die Importeure beeilt, Trumps Zöllen zuvorzukommen.
Angesichts der geopolitischen Unsicherheiten hofft die chinesische Führung, den heimischen Konsum anzukurbeln, um weniger auf Exporte angewiesen zu sein. Eine bislang nicht nachhaltige Erholung der Wirtschaft von der Corona-Krise drückt jedoch die Verbraucherstimmung. Besonders eine anhaltende Krise des hoch verschuldeten Immobiliensektors trägt dazu bei.
Mit Blick auf den Zollstreit ernannte Peking am Mittwoch nun einen neuen Handelsbeauftragten: Li Chenggang, zuvor Botschafter bei der Welthandelsorganisation WTO und stellvertretender Ständiger vertreter Chinas bei der UNO in Genf, ersetzt Wang Shouwen als Vize-Handelsminister.
P.F. da Conceiçao--JDB